20. November 2014

Djuvec

Was passiert mit deli babies, wenn sie größer werden? Sie werden selbstverständlich zu deli kids, genauer: deli cooks.

Und so begab es sich, dass im Hause der deli Versuchsgruppe die beiden ältesten Kinder (nach der schrittweisen Übernahme aller anderen Wohn- und Lebensbereiche) das Zepter der Küchenchefin einen Tag entliehen. Sie zeigten sich derart begeistert, dass sie den kompletten Vorgang der Nahrungszubereitung selbst in die vier kleinen Hände nahmen. Von der Auswahl des Gerichts in einem schönen Kinderkochbuch klick über das Einkaufen der Zutaten (begleitet von der Kindsmutter), das Schneiden und bereitstellen der Zutaten, das Rühren in der Pfanne (strengste Aufsicht, versteht sich) und das Verräumen des angefallenen Mülls bis hin zum Auftragen auf die Teller. Allein das Essen deligierte das BLW-Kind 1.0 teilweise an BLW-Kind 2.0 (dummerweise hatte das Rezept Gemüse einegschlossen).


Ausgewählt wurde ein serbisches Gericht: Djuvec. Zwiebeln und Paprika in Öl dünsten, Reis und Tomatenmark mit anschwitzen, mit Gemüsebrühe ablöschen und einkochen lassen - fertig. Für die Kinderküche super geeignet also und geschmacklich trotz (oder wegen?) der Einfachheit wirklich ein Volltreffer.
BLW-Kind 3.0 konnte zum Thema leider nicht befragt werden - es hat die ganze Angelegenheit sicherheitshalber verschlafen.

17. November 2014

Herbst!

Das Kind kommt nun voller staunen in seinen ersten Herbst und ist, seit je her ein Freund des Waldes, speziell Laubwaldes (des Deutschen Sehnsuchtsort: der Wald!), ganz entzückt von dem reichlichen Geblätter, was sich vor seinen Augen und nun auch vor seinem Mund darbietet. Optisch machen ganz klar Lindenblätter das Rennen. Geschmacklich kennt das Kind noch keine Präferenzen. Ob Salatblatt, Wirsingblatt oder einfach Taschentuchblatt - Blätter sind des Kindes liebster Schmaus, so will mir scheinen. (Es geht sogar so weit, dass die Kindmutter die am Tisch sich befindenden Großkinder zur Ordnung, d.i. zur Entferung jedweder Taschentuchbehältnisse, rufen muss!)



Auch nicht schlecht findet das Kind allerlei Kohlsorten (Brokkoli, Romanesco). Vom Dampfgaren kann langsam abgerückt werden, auch im Ofen gegartes Gemüse wird weggezutscht. Mit Kartoffeln stellt es sich noch ein wenig schwer an; sie sind im Händling nicht so günstig, klumpen dafür im Mund umso leichter zusammen (und das gefällt dem jungen Herren aufs äußerste). Mikroskopische Mengen des zum Ofengemüse gereichten Hüttenkäses fanden beinahe überhaupt keine Beachtung - man besinnt sich im zarten Alter wohl an der Milchfront auf the real thing.

8. November 2014

Beliebte Fragen an die Kindsmutter


Als Kindsmutter stehe ich ja seit Jahren in ständigem Kontakt mit allerhand anderen Müttern und werde in regelmäßigen Abständen stets ähnliche Fragen gefragt, die ich gern beantworte - ich werbe doch so gern für Unsittlichkeiten!

Meine Lieblingsfragen, grad wieder brandaktuell:

Wird das Kind denn davon satt?
Nein, natürlich wird es davon nicht satt - aber das soll es ja auch gar nicht. Das Kind soll sich zwanglos ans Essen rantasten und auf allen Ebenen tatsächlich erfahren dürfen, was es da eigentlich vor der Nase liegen hat.

Ersetzt du denn da die Mahlzeiten?
Mitnichten! Siehe Frage eins. Es dauert eine ganze Weile, bis nennenswerte Mengen Nahrung überhaupt in den Magen des Kindes gelangen. Im Grunde genommen wird hier den ganzen Tag nur gefressen und das geht so: Määääh! Ich hab Hunger - also echten Hunger!! Still mich! SOFORT!!! Määäh! Du kochst was!! Gib das her!! Und zwar SOFORT!!!! Määääh! Ich hab Durst! Still mich!! PRONTO!!!

Spielt das Kind nicht bloß mit dem Essen?
Aber hoffentlich! Spiel und Lernen sind ja für das Kind eine Einheit. Nur wenn es seine Welt spielt, bespielt, spielerisch entdeckt, kann es Zugang zu ihr finden - und so auch zum Essen. Es muss matschen, zutschen, schmatzen, werfen, knetschen, spucken... es muss spielen um zu lernen, was es liebt und was nicht.

Ist das nicht eine riesige Schweinerei?
Aber ja!!! Ein leistungsfähiger Staubsauger und ein robuster Scheuerlappen sind beim BLW unerlässlich. Oder halt ein Hund :)

6. November 2014

Fleischeslustig


kraftvoll zugebissen...
Lange hat es nicht gedauert bis das Kind auf den Geschmack von Fleisch kam. Geplant war das so nicht; eine glückliche Überschneidung der Umstände "Slingtragen" und "Hühnerbeinabpuhlen" führte aber zur überdeutlichen Äußerung eines Fleischhungers beim Kind. Es machte dann nach mongolischer Art einen kleinen Fleischschnuller aus dem gereichten Fitzelchen Huhn und gab knappe 30 Minuten keinen Ton mehr von sich (also nur einen schmatzenden). 

Am Gemüs' ist das Kind aber nach wie vor schwer dran und übt sich fleißig in der Ausarbeitung seiner Motorik - geht gut das. Die Röschen, Schnitzchen und Stückchen werden ausdauernd beäugt, gehalten, von einer Hand in die andere und schließlich zum Mund gereicht. 
Besondere Freude macht dem Kind auch das gute alte Brot (von der Kindsmutter auch beim dritten Kinde noch in schweißtreibender Herdarbeit selbstgebacken; salzlos versteht sich). Brot und Brust scheinen nicht nur mit demselben Buchstaben zu beginnen, sondern auch sonst gewisse haptische Ähnlichkeiten aufzuweisen, so wie das Kind sich inbrünstig in ein Scheibchen Butterbrot hineinschmeißt.



30. Oktober 2014

Aller guten Dinge sind 3

Mit der Zeit kam denn also Kind 3 hier in unserem schönen Hause an und mit noch mehr Zeit kam es bereits auf den Geschmack - des BLW selbstverständlich.
Keine Nacktschecke - eine Auberginenscheibe
Mit ca. 4,5 Monaten war das Kind dabei im perfekten Durchschnitts-BLW-Beginn-Alter unserer kleinen Versuchsgruppe hier. Und um uns nicht lumpen zu lassen geben wir der Repräsentativität derselben einen gehörigen Schub und schicken mit BLW-Kind 3.0 mal einen männlichen Probanden ins Feld!

Die erste Zucchini meines Lebens
Brokkoli... der Freund aller Babyhalsfalten!
Das Ganze ließ sich ungefähr so an wie bei den Geschwistern: man badet gemeinschaftlich in Muttermilch und wähnt sich sicher, da macht es plötzlich PENG! und das Kind rastet beim Anblick von Essbarem aus. Da hilft dann auch kein Bitteln und Betteln, kein Alibilöffel mehr - Nahrung muss her. Den zarten Beginn machten diesmal ein paar gestohlene Salatblätter von Mutters Teller. Inzwischen sind ein paar Gemüse (bislang alles in Fingerfoodform) hinzugekommen; Zucchini (klassisch!), Aubergine, Brokkoli, Sellerie, Möhren, Kohlrabi und sehr gern auch grüne Bohnen. An Obst mag das Kind natürlich Banane und Birnen. Mit Apfel kann es sich bislang nicht anfreunden und zu mehr Obst ist die Kindsmutter noch nicht bereit (da auch nicht grad die beste Obstsaison ist - Frühlingskind, selbst Schuld!)... Mit Kohlehydraten halten sich die fiesen Eltern noch zurück, lediglich ein oder zwei Nudeln und ein paar Brotrinden erbettelte sich das Kindlein.
Nudelsuppe auf Babyart
Alle anderen Leckereien werden dann auch erst in nächster Zeit erprobt werden, mit der veganen Kost ist das Kind derzeit glücklich - wenn auch das ein oder andere Schwesterlein schon förmlich darauf brennt, dem Brüderchen den Geschmack von Schokolaaaaaadö näher zu bringen...



Es bleibt - so viele Kinder kann man gar nicht kriegen, dass es anders wäre - einfach spannend!

27. Februar 2014

happy birthday²

Das zweite Lebensjahr scheint aufregend und spannend zu sein für das kindliche Leben, schlecht dagegen für das Verfassen von Blogeinträgen.
So kommt es, dass auch für das BLW Kind 2.0 nunmehr eine Zusammenfassung geschrieben wird - gerade recht, nachdem hier ein Geburtstagsreigen und natürlich -kuchen den nächsten jagte. Neben den allteingesessenen Eltern sitzen nun am Tisch: ein vierjähriges und ein zweijähriges Mädchen.

Das BLW Kind 2.0 sollte sich in seiner ernährungsbezogenen Entwicklung (wie es sich ja schon von Beginn an andeutete) gänzlich anders verhalten als das BLW Kind 1.0 (naturgemäß). Zwar schüttelt auch dieses Kind den Esstisch zuweilen mit allerlei Krisen ganz schön durch, die aber nur selten ursächlich vom Essen an sich abhängen. Meist stehen hier ausgedehnter Bewegungs- und Ausdruckstanzdrang bei Tisch und vor allem: auf Stuhl im Mittelpunkt. Auch gern Anlass für allerhand elterliches Nervenzittern ist der tief verankerte Matschtrieb des Kindes. Nein, eigentlich ist es der Matschtrieb in Kombination mit im Off verhallenden Appellen an das sprachlich und auch sonst recht fortschrittlich gediehene Kind UND einem absoluten Matsch-muss-in-Haare-Tick UND einer noch absoluteren Aversion gegen Haarpflege auf allen Ebenen.  (Ich mein, zugegeben, man hat ja nach den schönen Erfahrung mit 1.0 Version schon die heimliche Hoffnung gehegt, das Zugestehen der autonomen Esserfahrungen und ausgiebiger Kleckereien, Matschereien, Werfereien an das Kleinkind... ja geradezu die Förderung derselben, würden am Ende für einen eigenzivilisierten Umgang mit Nahrung beim größer gewordenen Kinde sorgen. Aber im Feldversuch mit 2.0 muss eindeutig abgerückt werden von diesen ketzerischen Thesen... einmal Matscher - immer Matscher.)
Abgesehen davon ist das Kind ein wirklich vorbildlicher Esser, was das eigentliche Können des Besteckhandlings und auch die Variation der Speisen betrifft. Im Grunde isst es alles. Gut, warme Hauptsüßspeisen bietet die bockige Kindsmutter immer noch nicht an - aber von der angebotenen Auswahl wird wirklich das allermeiste gern verzehrt, zumindest aber ohne Vorbehalte gekostet. Vor allem bei den Gemüsen und beim Obst verzehrt das Kind mit Genuß eine schier unermessliche Bandbreite. Gibt es beispielsweise schnöde Pasta mit Gemüsesauce, dann liest es zunächst oder lieber noch die Gemüse aus, um sie zu essen natürlich! (Ganz anders da das BLW Kind 1.0 - die anfängliche Aversion gegen gewisse gegarte Gemüse hat sich zu einem regelrechten Hass ausgewachsen, dem zwischenzeitlich sogar kleinste Kräuterstückchen zum Opfer fielen. Möglicherweise ist das Kind heimliches und verhindertes Mitglied der raw food Bewegung.)
Nur von den verzehrten Mengen her bekleckert das Kind sich zwar selbst reichlich, nicht aber sonderlich mit Ruhm. So kommt es auch, dass gewichtsmäßig im vergangenen Lebensjahr keine nennenswerte Veränderung vorlag (von besorgniserregend bewegt sich das Kind freilich noch meilenweit weg). Wovon das Kind (hach, es ist ein Paradekind!) selbstredend Tonnen verfressen würde, wenn man es doch noch endlich ließe: Eis! Eiiiiiiiiiiiiiiiiiiis. Eis geht immer, genauso Schokolade. Am besten Eis mit Schokolade. Und natürlich Eis in den Haaren!
Die Hitliste von BLW Kind 2.0 sieht demnach in etwa so aus: Eis, Schokolade, Piiiilze, Oliven, Käse, Rote-Bete-Herings-Salat, Wurstscheibe (zusammengerollt - ein must), Suppen, Joghurt, Gewürzgurken.
Die Hitliste von BLW Kind 1.0 hat sich indes weniger verändert und besteht aus ungefähr: Pasta, Kartoffelbrei, Kartoffeln, Reis, Gnocchi, Klöße, Oliven, Käse, Salami (knochenhart), Macadamiacreme.

Resümierend dürfen die Kindseltern wieder und wieder zugeben, dass das gemeinsame ritualisierte Essen mit den Kindern (was sich übrigens auch zum Kochen mit den Kindern ausgeweitet hat); was auch die starke Orientierung an den Regeln und Wünschen der Kinder beinhaltet, mithin einen grätschigen Spagat zwischen allen Beteiligten, einfach ein riesen Vergnügen ist. Und dann soll auch nicht länger hinterm Berg gehalten werden: BLW Kind 3.0 ist bereits auf dreiviertelstem Wege zum Rest unserer Fressbande - kommt Zeit (kommt Zeit???), kommt Blogeintrag!