18. März 2013

Eintöpfe - the last days of disco

OK. Eintöpfe sind nicht gerade der Liebling der nouvelle-, haute-, Molekular- oder sonstwelcher cuisine, aber auch das Kind (so findet die Kindsmutter) kann dann und wann Begegnungen mit der alten Welt aushalten und sich ein winziges traditionelles Fundament bauen. 
Der Eintopf, nennen wir ihn damit beherzt Küchenanachronismus, lebt ja von seiner Einfachheit (ein Topf...), was nicht heißen soll, dass er immer auch schnöde daherkommen muss. Eintopf also: einfach - aber nicht unbedingt ohne kleine gewifte Seitenhiebe. 

So suchte die Kindsmutter einen Nudel-Hackfleisch-Eintopf mit der regelrechten Verwurstung von Bratwurst (Hackbällchen draus gemogelt) und dem dosierten Einsatz von roter Beete und Pastinake dem Kindergartenklassiker neues Leben einzuhauchen. Trotz des doch eher kritischen Blickes des Kindes (man könnte meinen es empfand scheu und eine gewisse Abgestoßenheit im Angesicht der sich bietenden Unordnung der vereintopften unzähligen Komponenten), schien das Experiment vorsichtig gelungen, was sicher wie so oft nicht zuletzt an den Nudeln lag. Mit so verknispelter Bratwurst braucht man dem Kind übrigens nicht zu kommen, es hält sich ja nur noch an echtes Fleisch. (Rehkeule zum Beispiel, selbstverständlich mit Knochen.)

Angefixt durch dieses durchaus freudige Ereignis wurde die Kindmutter mutiger und begab sich wider jede Vernunft mal wieder auf das hauchdünne Eis geschmacklicher Experimente, obschon  sie, hart geschult vom Großkind, es besser hätte wissen müssen (Kant würde jetzt sagen: a posteriori). Aber egal, irgendwoher müssen die Kinder ihre Dickschädel ja haben und dann passierte es also, dass Raddichio, Paprika, Apfel, Möhrenraspel, Saure Sahne und so etwas unaussprechliches wie Buchweizen zusammen nicht nur in einen Topf, sondern auch noch in ein Schüsselchen kamen. Selbstverständlich wurde alles abgelehnt (und vom Großkind regelrecht verbannt) - dem Kind blieb nichts anderes mehr übrig als AUFZUSTEHEN gegen diesen unmöglichen Unsinn!

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